5 Fragen, die jeder Finanzplan beantworten sollte
Verfasst von Dr. Michal Dallos
5 Fragen - Finanzplan

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Finanzplan: Definition und Nutzen

Der Finanzplan ist eine in die Zukunft gerichtete Projektion der Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens, die mit Hilfe einer Gewinn- & Verlust Rechnung (Erfolgsrechnung), einer Cash Flow-Rechnung (Liquiditätsvorschau) und einer Planbilanz (Verwendung und Herkunft der Finanzmittel) ausgewertet wird.

Der Finanzplan liefert damit nicht nur Investoren oder Banken, sondern in erster Linie den Gründern und Managern wichtige Informationen über den Erfolg des Unternehmens sowie über das im Unternehmen vorhandene Kapital. Darüber hinaus ermöglicht er eine Analyse von Handlungsoptionen, indem der Einfluss verschiedener Ertrags- und Kostenentwicklungen oder verschiedener Finanzierungsszenarien (z.B. mit oder ohne Investor) auf die Geschäftsentwicklung betrachtet wird.

Häufig wird der Finanzplan auf Monatsbasis über einen Zeitraum von 3 Jahren erstellt, einschließlich einer jährlichen Planbilanz. Folgende Fragen sollte jeder Finanzplan beantworten können:

1. Welche Umsätze werden in der Zukunft erwartet und warum?

Bei der Absatzplanung geht es darum, abzuschätzen, wie viele Produkte oder Dienstleistungen man pro Monat verkaufen, liefern oder erbringen kann.

Die mögliche Absatzmenge hängt davon ab, wie viele Kunden sich für das Produkt interessieren und bereit sind, den geforderten Preis dafür zu zahlen. Hier spielen das Geschäftsmodell mit seinem Nutzenversprechen (‚Value Proposition‘) und die Preisstrategie (‚Pricing Strategy‘) eine zentrale Rolle.

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Praxistipp

Neben den Verkaufsmöglichkeiten, die auf dem erwarteten Kundeninteresse basieren, ist die eigene Liefer- und Leistungsfähigkeit ein wichtiger, oft unterschätzter Aspekt der Planung. Hier spielt die Produktverfügbarkeit eine große Rolle, denn versprochene Produkte müssen entwickelt (zumindest auf dem zugesagten Niveau), hergestellt und geliefert werden können.  Die Umsatzplanung sollte ausgewogen die Verkaufsmöglichkeiten auf der einen Seite und die Lieferfähigkeiten der Produkte auf der anderen Seite berücksichtigen.

Jede Lieferung eines Produktes oder einer Dienstleistung verursacht Kosten, was uns zur nächsten Frage führt:

2. Welche Investitions- und Betriebskosten werden erwartet?

Jede unternehmerische Aktivität verursacht Kosten. Diese Kosten können allgemein in Investitionsausgaben (CapEx – Capital Expenditures) und Betriebskosten (OpEx – Operational Expenditures) unterteilt werden, deren Summe die Gesamtkosten (TOTEX – Total Expenditures) ergibt.

Investitionskosten

Investitionskosten sind einmalige Investitionen in das Anlagevermögen. Je nach Branche kann es sich dabei um Maschinen, Immobilien (für Produktion oder Verwaltung) oder Betriebs- und Geschäftsausstattung handeln.

Bei Unternehmensgründungen sind auch Gründungs- und Entwicklungskosten zu berücksichtigen. (Zur Klarstellung: F&E-Aufwendungen werden buchhalterisch anders behandelt als Investitionen in Maschinen und Anlagen).

Betriebskosten

Als Betriebskosten werden alle Kosten bezeichnet, die durch den operativen Betrieb des Unternehmens entstehen. Dazu gehören in erster Linie:

  • Produktspezifische Kosten: Kosten für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Herstellungs- bzw. Beschaffungskosten der Produkte, Energiekosten, Wartungskosten für Maschinen
  • Kosten der Warenabgabe (Versand- & Logistik)
  • Personalkosten, inkl. Unternehmerlohn
  • Administrationskosten
  • Raumkosten
  • Marketing- & Vertriebskosten und Customer Service Kosten
  • Finanzierungskosten, d.h. Zinskosten der Finanzierung oder ähnliches
  • Sonstige Kosten, wie z.B.: Beratungs- und Versicherungen

Die Höhe und der Zeitpunkt des Anfalls der aufgelisteten Kosten sollten so realistisch und ehrlich wie möglich geplant werden. Da viele der Kosten sehr branchenspezifisch sind, kann die Planung aufgrund fehlender Informationen oder eigener Erfahrungen eine Herausforderung darstellen. Hier kann man sich an ähnlichen Branchen orientieren oder die Unterstützung von Experten bei der Erstellung des Finanzplans in Anspruch nehmen.

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Praxistipp

Wenn keine Brancheninformationen verfügbar sind, sollten allgemeine Durchschnittswerte oder eigene Annahmen verwendet werden, die in Zukunft weiter verfeinert werden können. Eine ungenaue Kostenschätzung ist besser als gar keine Annahmen zu treffen.

Wichtig ist, dass alle relevanten Investitions- und Betriebskosten aufgeführt und nicht vergessen werden. 

Wie profitabel sind das Unternehmen und seine Produkte?

Die Profitabilität ist einer der wichtigsten Aspekte eines Unternehmens und damit zentral für die Finanzplanung. Nur Unternehmen die langfristig profitabel sind, d.h. mindestens kostendeckend arbeiten, sind überlebensfähig.

Die Profitabilität eines Unternehmens wird anhand der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) beurteilt. In der Gewinn- und Verlustrechnung werden die Erträge und Aufwendungen (d.h. die Antworten aus den letzten beiden Abschnitten) einer Periode einander gegenübergestellt und so die Art, die Herkunft und die Höhe des finanziellen Erfolges aufgezeigt.

Nach dem Umsatzkostenverfahren ist die Gewinn- und Verlustrechnung wie folgt gegliedert:

Umsatzerlöse
-Herstellungskosten (inkl. Abschreibungen)
= Bruttoergebnis vom Umsatz
-Vertriebskosten
- Allgemeine Verwaltungskosten
= Betriebsergebnis (EBIT)
+ Abschreibungen
= EBITDA
- Abschreibungen
- Zinsen und ähnliche Aufwendungen
= Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBT)

Die Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung zeigt, dass von den Umsatzerlösen verschiedene Kostengruppen abgezogen werden, um die Profitabilität auf verschiedenen Ebenen zu ermitteln. So gibt z.B. das Bruttoergebnis vom Umsatz an, wie viel Geld vom Umsatz nach Bezahlung der Herstellungskosten zur Deckung weiterer Kosten übrig bleibt.

Bezüglich der Profitabilität liefert der Finanzplan weitere wichtige Informationen:

  • Break-even-Punkt: Wie hoch muss der Umsatz sein, damit er nach Abzug diverser Kosten einen Überschuss erwirtschaftet? Anhand der Umsatz- und Kostenplanung auf Monatsbasis lässt sich abschätzen, wann die Gewinnschwelle erreicht ist, d.h. wann die Einnahmen des Unternehmens die Gesamtkosten übersteigen.
  • Profitabilität der einzelnen Produkte: Der Finanzplan sollte eine Auswertung der Profitabilität auf Produktebene enthalten, um Entscheidungen über die Produktstrategie treffen zu können. Ziel ist es, verlustbringende Produkte so früh wie möglich zu identifizieren, um sie entweder zu modifizieren oder aufzugeben.
  • Die Höhe der Profitabilität, bzw. der Break-Even-Zeitpunkt sind wichtige Kenngrößen für jegliche Finanzierungsgespräche: mit Banken, wie auch mit Investoren oder Förderstellen.
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Praxistipp

Oft unterschätzt wird die Möglichkeit, den Finanzplan als ersten Realitätscheck für das Geschäftsmodell heranzuziehen. Der Finanzplan als „Zahlenmodell“ des Unternehmens erlaubt es ohne weitere Produkt-, Marketing- und Vertriebskosten die Profitabilität auf Produkt- oder Unternehmensebene zu berechnen. Wenn also ein Geschäftsmodell schon „auf dem Papier“ nicht funktioniert, d.h. nicht profitabel ist, kann man sich die Mühe und das Geld für die Umsetzung sparen. In diesem Fall sollte das Geschäftsmodell überdacht werden.

Klingt trivial, wird aber oft nicht bedacht!

4. Wann wird wie viel Geld benötigt?

Die Liquiditätsplanung ist neben der Profitabilitätplanung der zwei zentrale Baustein eines jeden Finanzplans, denn die höchste Profitabilität nützt nichts, wenn kein Geld auf dem Konto ist.

In der Liquiditätsplanung wird nicht die Erfolgswirksamkeit von Erträgen und Kosten dargestellt, sondern der jeweilige Zeitpunkt und die Höhe der Zahlung. Zusätzlich werden Kapitalzuflüsse von Investoren oder aus Darlehen sowie Kapitalabflüsse durch Entnahmen von Gesellschaftern oder Rückzahlungen von Darlehen erfasst (Wichtig: Diese Zahlungen sind jeweils nicht erfolgswirksam, werden also nicht in der GuV abgebildet). Auf diese Weise wird für jeden Monat der Zahlungsmittelbestand, d.h. die Liquidität des Unternehmens, prognostiziert.

In Bezug auf die Liquidität sind weitere wichtige Informationen aus dem Finanzplan zu entnehmen:

  • Spitzenkapitalbedarf aus Investitionen oder Großaufträgen, der ggf. durch externe Kapitalgeber (Banken und Investoren) ausgeglichen werden muss
  • Zahlungsengpässe aus Warenlieferungen, die durch Verhandlung der Zahlungsbedingungen oder durch Einkaufs- bzw. Absatzfinanzierung vermieden werden können
  • Gesamtkapitalbedarf bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen einen positiven Cash Flow erwirtschaftet – eine wichtige Information für jeden Investor

Bei professionell erstellten Finanzplänen wird die Gewinn- und Verlustrechnung und der Liquiditätsplan durch eine Planbilanz ergänzt, in diesem Fall sprechen wir von einer integrierten Finanzplanung. Damit wird nicht nur die rechnerische Richtigkeit der GuV- und Liquiditätsplanung überprüft, sondern auch die Entwicklung der einzelnen Bilanzpositionen, d.h. die Verwendung und Herkunft der Finanzmittel erfasst. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Entwicklung des Eigenkapitals im Verhältnis zum Fremdkapital, die Entwicklung der Vorräte, des Working Capital und des Anlagevermögens.

5. Welche Annahmen liegen der Finanzplanung zugrunde?

Die integrierte Finanzplanung ist nach der Erstellung der 3 Bestandteile: Gewinn- und Verlustrechnung, Liquiditätsplan und Planbilanz recht umfangreich. Um den Überblick nicht zu verlieren und die Annahmen kommunizierbar zu machen, ist es wichtig, die zentralen Planungsprämissen zusammenzufassen und die zugrunde liegenden Planungsannahmen nachvollziehbar darzustellen.

Die Zusammenfassung der Planungsprämissen und Planungsannahmen ist wichtig für die Kommunikation mit Investoren und Fremdkapitalgebern. Es ist naheliegend, dass jeder Kapitalgeber die Frage stellt: „Wie kommen Sie auf diese Zahlen?“

Ein gutes Verständnis der eigenen Planungsprämissen ermöglicht die Entwicklung von Planungsszenarien. Beliebt sind Szenarien vom Typ ‚Worst Case – Base Case – Best Case‘ oder Szenarien, die die spezifischen Herausforderungen des Geschäftsmodells berücksichtigen.

Finanzplan – zu kompliziert? Wir helfen!

Seien wir ehrlich: Die Finanzplanung ist nicht das Lieblingsthema der meisten Gründerinnen und Gründer! Vielmehr wird die Erstellung aufgeschoben, die Notwendigkeit verdrängt und die Aktualisierung vergessen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig:

  • Mangelnde Kenntnisse und Erfahrungen mit der Erstellung eines Finanzplans
  • Keine Zeit für das Thema, da Produktentwicklung und operative Aufgaben den Tag bereits ausfüllen.
  • Unsicherheit, bzw. Unkenntnis der einzelnen Planungsprämissen, da echte Erfahrungswerte meist fehlen.

Bei Startup-CFO ist die Finanzplanung einer unserer Schwerpunkte. Gerne unterstützen wir Gründer und Manager bei der Erstellung von Finanzplänen, die als Grundlage für die Unternehmenssteuerung/Controlling und für Finanzierungsgespräche mit Banken dienen können. Unsere ‚as a Service‘ Leistungen findest Du hier.