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Finanzplan: Definition und Nutzen
Finanzplan ist eine in die Zukunft gerichtete Projektion der Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens, die mit Hilfe einer Gewinn- & Verlust Rechnung (Erfolgsrechnung), Cash Flow-Rechnung (Liquiditätsvorschau) und Planbilanz (Verwendung und Herkunft der Finanzmittel) ausgewertet wird.
Der Finanzplan liefert somit wichtige Informationen über den Erfolg des Unternehmens, sowie auch über das vorhandene Kapital im Unternehmen – nicht nur für Investoren oder Banken, sondern in erster Linie für die Gründer und Manager. Darüber hinaus ermöglicht er eine Analyse von Handlungsoptionen, in denen man den Einfluss verschiedener Ertrags- & Kosten-Entwicklungen oder diverser Finanzierungsszenarien (z.B. mit oder ohne Investor) auf die Geschäftsentwicklung betrachtet.
Oft wird der Finanzplan auf Monatsbasis auf 3 Jahre konzipiert, inkl. einer jährlichen Planbilanz. Folgende Fragen sollte jeder Finanzplan beantworten können:
1. Welcher Umsatz wird in der Zukunft erwartet und warum?
Bei der Umsatzplanung wird geschätzt, wie viele Produkte, bzw. Dienstleistungen man in jedem Monat verkaufen und liefern, bzw. leisten kann.
Die mögliche verkaufte Menge hält davon ab, wie viele Kunden am Produkt interessiert sind und bereit sind für das Produkt den verlangten Preis zu zahlen. Hierbei spielen das Geschäftsmodell mit seinem Nutzenversprechen (‚Value Proposition‘) und die Preisgestaltungsstrategie (‚Pricing Strategy‘) eine zentrale Rolle.
Praxistipp
Neben den Verkaufsmöglichkeiten, die auf dem erwarteten Kundeninteresse basieren, ist die eigene Liefer- und Leistungsfähigkeit ein wichtiger, oft unterschätzter Aspekt der Planung. Hier spielt die Produktverfügbarkeit eine große Rolle, denn versprochene Produkte müssen entwickelt (zumindest auf dem zugesagten Niveau), hergestellt und geliefert werden können. Die Umsatzplanung sollte ausgewogen die Verkaufsmöglichkeiten auf der einen Seite und die Lieferfähigkeiten der Produkte auf der anderen Seite berücksichtigen.
Jede Produkt- oder Leistungslieferung löst Kosten aus, was uns zur nächsten Frage bringt:
2. Welche Investitionsausgaben und Betriebskosten werden erwartet?
Jegliche unternehmerische Aktivität ist mit Kosten verbunden. Diese Kosten können allgemein in Investitionsausgaben (CapEx – Capital Expenditures) und Betriebskosten (OpEx Operational Expenditures) aufteilt werden, die Summe ergibt dann die Gesamtkosten (TOTEX – Total Expenditures).
Investitionskosten
Als Investitionsausgaben bezeichnet man einmalige Investitionen in das Anlagenvermögen. Dies können, je nach Branche, Maschinen, Immobilien (für Produktion oder Administration) oder Betriebs- und Geschäftsausstattung sein.
Bei einer Unternehmensgründung müssen auch Gründungskosten und Entwicklungskosten dazugezählt werden. (Zur Klarstellung: F&E-Ausgaben werden buchhalterisch anders behandelt, als Investitionen in Maschinen und Anlagen.)
Betriebskosten
Als Betriebskosten werden alle Kosten bezeichnet, die durch den operativen Betrieb des Unternehmens verursacht werden. Dazu gehören in erste Linie:
- Produktspezifische Kosten: Roh- & Hilfsstoffkosten, Herstellung- oder Beschaffungskosten der Produkte, Energiekosten, Instandhaltungskosten bei Maschinen
- Kosten der Warenabgabe (Versand- & Logistik)
- Personalkosten, inkl. Unternehmerlohn
- Administrationskosten
- Raumkosten
- Marketing- & Vertriebskosten und Customer Service Kosten
- Finanzierungskosten, d.h. Zinskosten der Finanzierung oder ähnliches
- Sonstige Kosten, wie z.B.: Beratungskosten und Versicherungen
Die Höhe und den Entstehungszeitpunkt der aufgelisteten Kosten sollte so realistisch und ehrlich wie möglich geplant werden. Da viele der Kosten sehr branchenspezifisch sind, kann die Planung mangels verfügbarer Informationen oder mangels eigener Erfahrungen eine Herausforderung sein. Hier kann man sich an ähnlichen Branchen orientieren, oder sich Expertenunterstützung bei der Finanzplanerstellung holen.
Praxistipp
Wenn man keine Brancheninformationen zur Verfügung hat, sollten allgemeine Durchschnittswerte oder eigene Annahmen verwenden werden, die in der Zukunft weiter präzisiert werden können. Wichtig ist, dass alle relevanten Kosten für Investitionen und Unternehmensbetrieb aufgeführt sind und nicht vergessen werden. Eine ungenaue Kostenschätzung ist viel besser als keine Annahmen.
Wie profitabel sind das Unternehmen und die einzelnen Produkte?
Die Profitabilität ist einer der wichtigsten Aspekte jedes Unternehmens, somit auch zentral für die Planung der Finanzen. Nur Unternehmen die langfristig profitabel sind, d.h. mindestens kostendeckend arbeiten, sind überlebensfähig.
Die Unternehmensprofitabilität wird mit Hilfe der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ausgewertet. Die GuV stellt die Erträge und die Aufwendungen (d.h. die Antworten aus den letzten zwei Abschnitten) für einen bestimmten Zeitraum in Beziehung und zeigt uns damit die Art, Herkunft und die Höhe des finanziellen Erfolges.
Im sogenannten Umsatzkostenverfahren hat die Gewinn- und Verlustrechnung folgende Gliederung:
Umsatzerlöse -Herstellungskosten (inkl. Abschreibungen) = Bruttoergebnis vom Umsatz -Vertriebskosten - Allgemeine Verwaltungskosten = Betriebsergebnis (EBIT) + Abschreibungen = EBITDA - Abschreibungen - Zinsen und ähnliche Aufwendungen = Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBT)
An der GuV-Gliederung sehen wir, dass vom Umsatzerlös jeweils verschieden Kostengruppen abgezogen werden, um die Profitabilität auf verschiedenen Niveaus zu bestimmen. So sagt uns z.B. das Bruttoergebnis vom Umsatz, wie viel Geld vom Umsatz nach der Bezahlung der Herstellungskosten für die Deckung weiterer Kosten übrig bleibt.
In Bezug auf die Profitabilität erhalten wir im Finanzplan weitere wichtige Informationen:
- Zeitpunkt der Erreichung der Profitabilität: wie hoch muss der Umsatz sein, um in Kombination mit den Kosten profitabel zu sein. In Abhängigkeit vom Umsatz- und Kostenplan auf Monatsbasis erhalten wir eine Schätzung der Dauer bis zum Break-Even, also dem Punkt an dem die Einnahmen des Unternehmens die Gesamtkosten übersteigen.
- Profitabilität der einzelnen Produkte: der Finanzplan sollte eine Auswertung der Profitabilität auf dem Produkteniveau beinhalten, um Entscheidungen bezüglich der Produktstrategie treffen zu können. Schlussendlich möchte man die verlustreichen Produkte möglichst frühzeitig identifizieren, um diese entweder zu ändern oder aufzugeben.
- Höhe der Profitabilität, bzw. der Break-Even-Zeitpunkt sind wichtige Kenngrößen für jegliche Finanzierungsgespräche: mit Banken, wie auch mit Investoren oder Förderstellen.
Praxistipp
Oft unterschätzt wird die Möglichkeit, den Finanzplan als ersten Realitätscheck für das Geschäftsmodell heranzuziehen. Der Finanzplan als „Zahlenmodell“ des Unternehmens erlaubt ohne weitere Produkt-, Marketing- und Vertriebskosten die Profitabilität auf Produkt- oder Unternehmensebene zu berechnen. Sollte also ein Geschäftsmodell nicht Mal „auf Papier funktionieren“, d.h. nicht profitabel sein, kann man sich die Mühe und das Geld für die Umsetzung sparen. In diesem Fall sollte man das Geschäftsmodell überdenken.
4. Wann brauchen wir wie viel Geld?
Die Liquiditätsplanung ist neben der Profitabilität der zwei zentrale Baustein jedes Finanzplanes, denn die höchste Profitabilität ist wertlos, wenn man kein Geld auf dem Konto hat.
Bei der Liquiditätsplanung wird nicht die Erfolgswirksamkeit der Erträge und Kosten dargestellt, sondern der jeweilige Zeitpunkt und Höhe der Zahlung. Zusätzlich wird der Kapitalzufluss von Investoren oder aus Darlehen, wie auch der Kapitalabfluss durch Entnahmen von Gesellschaftern oder Rückführung von Darlehen erfasst (Anmerkung: diese Zahlungen sind jeweils nicht erfolgswirksam, somit in der GuV nicht vertreten.) Auf diese Weise wird für jeden Monat der Kassenbestand, d.h. die liquiden Mittel im Unternehmen prognostiziert.
In Bezug auf die Liquidität erhalten wir im Finanzplan weitere wichtige Informationen:
- Spitzenkapitalbedarf aus Investitionen oder Großbestellungen: dieser Bedarf muss evtl. durch externe Kapitalgeber (Banken und Investoren) ausgeglichen werden.
- Zahlungsengpässe aus Warenlieferungen, die man durch Verhandlung von Zahlungskonditionen oder Verwendung von Einkaufs-, bzw. Absatzfinanzierung vermeiden kann.
- Gesamtkapitalbedarf bis zum Zeitpunkt, in dem das Unternehmen Cash-Flow positiv ist – eine wichtige Information für jeden Investor.
Bei qualitativ hochwertig ausgearbeiteten Finanzplänen wird die Gewinn- & Verlustrechnung und der Liquiditätsplan mit einer Planbilanz ergänzt. Damit wird nicht nur die rechnerische Korrektheit der GuV und Liquiditätsplanung überprüft, sondern auch die Entwicklung der einzelnen Bilanzpositionen erfasst, d.h. die Verwendung und Herkunft der Finanzmittel. Von besonderer Bedeutung ist die Entwicklung von Eigenkapital vs. Fremdkapital, Entwicklung der Vorräte, des Working Capital und des Anlagevermögens.
5. Welcher Annahmen liegen der Finanzplanung zu Grunde?
Die integrierte Finanzplanung ist nach der Ausarbeitung aller 3 Bestandteilen: GuV, Liquiditätsplan und Planbilanz recht umfangreich. Um den Überblick nicht zu verlieren und die Annahmen kommunizierbar zu machen, ist es wichtig die zentralen Planungsprämissen zusammenzufassen und die dahinterstehenden Planungsannahmen verständlich darzustellen.
Zusammenfassung der Planungsprämissen und Planungsannahmen ist wichtig bei der Kommunikation mit Investoren, wie auch Fremdkapitalgebern. Es ist naheliegend, dass jeder Kapitalgeber die Frage stellt: „Wie kommen Sie auf diese Zahlen?“
Ein gutes Verständnis der eigenen Planungsprämissen erlaubt die Entwicklung von Planungsszenarien. Beliebt sind Szenarien des Typs: ‚Worst Case – Base Case – Best Case‘, oder Szenarien, die den spezifischen Herausforderungen des Geschäftsmodells Rechnung tragen.
Finanzplan – zu kompliziert? Wir helfen!
Seien wir ehrlich: die Finanzplanung ist nicht das Lieblingsthema der meisten Gründerinnen und Gründer! Vielmehr wird die Ausarbeitung verschoben, die Notwendigkeit verdrängt und das Aktualisieren vergessen. Gründe dafür sind mannigfaltig:
- Fehlendes Wissen und Erfahrungen mit der Erstellung eines Finanzplans.
- Keine Zeit für dieses Thema, da Produktentwicklung und operative Aufgaben bereits den Tag ausfüllen.
- Ungewissheit, bzw. Unkenntnis der einzelnen Planungsprämissen, da echte Erfahrungswerte meist fehlen.
Bei Startup-CFO ist die Finanzplanerstellung einer unserer Schwerpunkte. Wir unterstützen gerne Gründer und Manager bei der Erstellung von Finanzplänen, die als Basis für Unternehmenssteuerung / Controlling und für Finanzierungsgespräche mit Banken dienen können. Unsere Leistungen ‚as a Service‘ findest Du hier.